Definition
|
Mit Rheuma (von griech. rheo „ich fließe“)
werden ganz allgemein Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat
mit fließenden, reißenden und ziehenden Schmerzen
bezeichnet, die oft mit funktioneller Einschränkung einhergehen.
Die medizinisch korrekte Bezeichnung für Rheuma ist „Krankheiten
des rheumatischen Formenkreises“.
Die traditionellen Begriffe Rheuma und Rheumatismus wurden
erstmals im „Liber de Rheumatismo et Pleuritide dorsali“
von Guillaume de Baillou (1538-1616) verwendet. Er glaubte nach
der damaligen Lehre der Körpersäfte (Humoralpathologie),
dass kalter Schleim vom Gehirn herab zu den Extremitäten
fließe und die entsprechenden Beschwerden auslöse.
Die „Internationale Klassifikation der Krankheiten des
Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (ICD-10-GM, 2005)“
unterscheidet mittlerweile zwischen 200 bis 400 einzelne Erkrankungen,
welche sich im Beschwerdebild, Verlauf und Prognose sehr unterscheiden.
Daher sind die Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
kaum zu überblicken und schwierig zu diagnostizieren -
„Was man nicht erklären kann, sieht man gern als
Rheuma an..“ |
Symptome
|
Vielen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
ist gemein, dass es zu einer Störung des Immunsystems kommt,
woraufhin der Körper eigene Strukturen wie die Gelenkinnenhaut
(bei der rheumatoiden Arthritis) angreift. Diese sogenannten
Autoimmunkrankheiten können in Form der Kollagenosen auch
als systemische Erkrankungen auftreten, bei denen nicht nur
ein Organ oder eine Körperregion, sondern gleichartige
Gewebe in vielen verschiedenen Organen Ziel des fehlgeleiteten
Immunsystems sind.
Ursachen für die Fehlfunktion des Immunsystems sind noch
immer unbekannt. In einigen Fällen können jedoch familiäre
sowie geschlechtsspezifische Häufungen festgestellt werden
und bei vielen Betroffenen bestimmter rheumatischer Erkrankungen
lassen sich charakteristische genetische Marker nachweisen,
was beides auf einen gewissen Einfluss genetischer Faktoren
schließen lässt. Bei einer kleinen Gruppe entzündlich-rheumatischer
Erkrankungen, den sogenannten infektreaktiven Arthritiden, ist
ein ursächlicher Zusammenhang mit bereits abgelaufenen,
meist bakteriellen Infektionen v.a. des Darms oder des Urogenitaltraktes
erkennbar.
In Folge der chronischen Entzündungen leiden die Betroffenen
gelenkbezogener Formen unter Schmerzen, Schwellungen oder Ergüssen
der Gelenke sowie als Spätfolgen unter Gelenkzerstörung,
Fehlstellungen und Funktionsverlust. Schwerwiegende, oft lebensgefährliche
Komplikationen verursachen durch chronische Entzündungen
in Strukturen verschiedenster Organe besonders häufig Erkrankungen
aus den Gruppen der Kollagenosen und Vaskulitiden.
Der Verlauf einer Erkrankung und das Ansprechen auf eine Therapie
können selbst bei gleicher Diagnose von Patient zu Patient
äußerst unterschiedlich ausfallen. Zudem sind die
Grenzen zwischen den verschiedenen rheumatischen Erkrankungen
nicht selten fließend. So können Zeichen mehrerer
sich überlappender Erkrankungen bei nur einem Patienten
auftreten (Overlap Syndrom).
Entgegen der landläufigen Meinung ist Rheuma keineswegs
nur eine Erkrankung älterer Menschen. Auch junge Erwachsene
und selbst Kinder sind von rheumatischen Erkrankungen betroffen.
Arthrosen (verschleißbedingte Gelenkbeschwerden) treten
meist im fortgeschrittenen Alter auf, während die entzündliche
Form (Arthritis) typischerweise zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr
erstmals in Erscheinung tritt. Daher auch die Volksmeinung,
dass Rheuma eine Alte-Leute-Krankheit sei. |
Diagnostik
|
Kern der rheumatologischen Diagnostik ist die
gründliche Anamnese und die körperliche Untersuchung.
Schon hiermit kann häufig die Art der Erkrankung eingegrenzt
werden.
Für die genaue Einordnung einer Diagnose ist der Nachweis
von Antikörpern und genetischen Markern im Blut des Patienten
ein wichtiger Faktor. Schwierig ist dabei, dass diese nicht
zwingend mit einer bestimmten Erkrankung einhergehen und sogar
manch nachweislich Erkrankter keine entsprechenden Antikörper
oder genetischen Marker aufweist. So besitzen sie in der Diagnostik
meist keinen beweisenden, sondern eher einen richtungsweisenden
Charakter.
Der Sicherung der Diagnose, der Bestimmung des Stadiums einer
Erkrankung sowie der Verlaufskontrolle dienen die verschiedensten
bildgebenden Verfahren, insbesondere die konventionelle Röntgendiagnostik,
Computertomografie, Magnetresonanztomografie und Szintigrafie.
|